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Beitrag vom 22.08.2003
Eine Vision von Revolution
Hilde Meier
Wie es hätte sein sollen und wie es war - das männerfreie, politische Leben der Frauen-WG zeigt Barbara Teufel in ihrem halb-dokumentarischen Film "Die Ritterinnen"
"Wir waren sieben, links, radikal, anarchistisch, zornig, zärtlich, zauberhaft."
Mit diesem Satz beginnt der Film "die Ritterinnen", und während der folgenden 96 Minuten hört man ihn, wie es scheint, an die 200 Mal. Zu oft.
Barbaras Teufels semidokumentarischer Spielfilm lief bereits im Panorama Programm der Berliner Filmfestspiele. Er zeigt den autobiographischen Rückblick auf eine Zeit, in der in Berlin vieles möglich war und die Menschen ihre Träume lebten, statt davon nur zu reden.
Nach dem legendären 1. Mai 1987 wurden in der Politszene höhere Ziele angepeilt. Das Gipfeltreffen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank in Berlin 1988 sollte verhindert werden.
Zu diesem Zeitpunkt kommt Bonnie frisch aus der Provinz und bringt neuen Schwung in die gemischte Wohngemeinschaft in der Ritterstraße. So beginnt die aus Schwaben stammende Barbara Teufel ihren Film über ihren jungmädchenhaften Start in Berlin: Die Ankunft, Beziehungen, Freundschaften, Politikmachen und Gruppenerfahrungen, gelebte und ungelebte Ansprüche - und Widersprüche.
Die sieben Frauen aus der Fabriketage beschließen 1987 die Frauen-Wohngemeinschaft. Die Truppe wird fortan die "Die Ritterinnen" genannt. Der Kampf "im Herzen der Bestie" bestimmt in dieser Zeit das Tagesgeschehen.
"Nichts bleibt genau so, wie es gewesen ist, aber alles ist so, wie es hätte gewesen sein können," philosophiert die freie Filmemacherin Barbara Teufel heute über ihre Film-Geschichte.
Mit den "Ritterinnen" ist ein Zeitdokument entstanden, ein Gruppen- und Generationsporträt mit dokumentarischen Einschüben, Zitaten der "echten" Ritterinnen und Originalaufnahmen von Straßenszenen der IWF-Tage in Berlin. Ein sehenswerter Film, der lustig und spannend ist, aber auch ein wenig peinlich mit all der kindlichen Revolutionsromantik.
Die Ritterinnen
Buch und Regie: Barbara Teufel
Kamera: Ralph Netzer
Besetzung: Jana Straulino, Ulla Renneke, Katja Danowski, Mieke Schymura, Bärbel Schwarz, Tilla Kratochwil, Ursina Lardi, Fréderiqe Desfossez, Nic Romm, Niels Bormann, Christoph Glaubacker, Ben Bela Böhm.
Interviewt werden: Birgit Tegtmeyer, Ira Vonnegut, Yola Kroier, Uter Braunsteffer, Ernestine Gabriel, Jule Wocke, Stefan Tschöpe, Tobias Burkhardt, Wolf Müller
96 Min.
BRD 2003
Kinostart: 21.8.03
Neue Visionen Filmverleih